Chemieunterricht im Klärwerk

Anschauliche Schulstunden erleben KDG-Schüler dank der Kooperation mit den Stadtwerken Wesel. In Sachen Abwasserbehandlung wird in der Praxis gezeigt, wie Stufe für Stufe klares Wasser entsteht.

Wesel (17.05.2023). Die Kooperation zwischen den Stadtwerken Wesel und dem Konrad-Duden-Gymnasium ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie der Lernstoff im Chemieunterricht in der Praxis wirkt. Wenn die Theorie aus dem Schulalltag auf die Praxis trifft, ist das der Moment, in dem über das Lehrbuch hinaus gelernt werden kann. Im Klärwerk am Hafen lässt sich nachvollziehen, wie chemische Prozesse ablaufen, um das wertvolle Nass so zu behandeln, dass es wieder in den Wasserkreislauf zurückgelenkt werden kann. „Sehr guter Anschauungsunterricht, um die Abläufe verstehen zu können. Vor Ort ist das viel plastischer zu sehen“, sagt Chemielehrerin Elke Luce.

In der Anlage wird gerne die Nase gerümpft, kein Wunder, schließlich müffelt es dort, wo belastete Abwässer erst mechanisch gereinigt werden, um dann von Klärbecken zu Klärbecken verschiedene Reinigungsstufen zu durchlaufen. Ein ausgeklügeltes System, aber für Jens Kiel, den Abteilungsleiter Abwasser Kläranlagen, ist das System zur Säuberung Alltag und manchmal auch Herausforderung. An diesem Morgen läuft alles normal und er hat Zeit, die Schülergruppe am Eingangstor zum Klärwerk, das zwischen Fischertorstraße und Hafengebiet liegt, abzuholen. Ein paar Begrüßungsworte, einige erklärende Sätze, wo man sich hier befindet, und schon geht es los auf die Runde durch die Anlage. Jens Kiel erklärt ruhig, sachlich und anschaulich.
Man merkt seine Erfahrung, was interessieren könnte und dass der Blick hinter die Klärwerksmauern spannend ist. Das Klärwerk mit seinen großen Becken und den Faultürmen ein eher nüchterner, zweckbestimmter Platz, absolut nicht schön, sieht man von den extra eingesäten Blühstreifen ab, die gegen diese Kargheit anwachsen. Aber es gibt viele Menschen, die neugierig darauf sind, hinter die Kulissen zu schauen. Gerade eben war das Fachwerk Kreis Wesel aus Moers, das in der Berufsvorbereitung junger Erwachsener tätig ist, und der SKF – Sozialdienst katholischer Frauen – Wesel zu Gast, erzählt Jens Kiel. Die siebten Klassen des KDG sind sozusagen Stammgäste. Guter Unterricht lebt eben von der direkten Anschauung.
„Chemie bildet einen großen Bestandteil im Alltagsleben. Eine Betriebsführung ist wichtig, um den Aufwand kennenzulernen, der für sauberes Wasser betrieben wird“, sagt Chemielehrerin Elke Luce. Und dazu passt, dass die Informationen aus erster Hand und aus der Praxis kommen. Jens Kiel steht ge-rade im Seitenbereich der Anlage, wo die Pumpstationen sichtbar sind und Kanäle aus der Stadt ankommen. Den Weg, den das Abwasser nimmt, und die dazu nötigen Verfahrensschritte kann man von hier aus gut nachgehen und erläutern. Die großen Klärungsbecken, der Faulturm, die Wasserläufe in der Anlage und der Riesenrechen, die den gröbsten Dreck am Anfang aus dem Abwasser kehren, erstaunen viele Besucher. Das Interesse an Klärwerkführungen ist unverändert hoch.
„Die Stadtwerke sind deshalb gefragter Kooperationspartner in Wesel. Es geht uns nicht nur um Transparenz und sachliche Informationen, sondern auch um die Förderung des Umweltbewusstseins“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Hegmann. Dazu gehöre auch, dass das Wasserwerk Flüren mit seinen neun Brunnen zu besichtigen ist, fügt Benjamin Bauhaus, der neue Techni-sche Leiter der Stadtwerke Wesel, hinzu.

INFO: Was in die Kläranlage gelangen darf
Jens Kiel erläuterte auch die Folgen, wenn das häusliche Abwasser zur Entsorgung verschiedenster Dinge benutzt wird. Denn das schafft Probleme, die die Klärwerkfachleute beseitigen müssen, und Kosten, für die alle Gebührenzahler aufkommen müssen.
„In die Toilette gehören Fäkalien und Toilettenpapier, sonst nichts“, sagt Jens Kiel.
Nicht in die Toilette gehören insbesondere Feuchttücher, Hygieneartikel, Speisereste und Fette.
Vor allem ist es wichtig, dass die Abwasserreinigung kontinuierlich und ungestört läuft. Jeden Tag fließen ca. 13.000 Kubikmeter Abwasser der Kläranlage bei Trockenwetter zu.