Schulunterricht im Weseler Klärwerk.

Die Stadtwerke und das Konrad-Duden-Gymnasium kooperieren intensiv. In der Kläranlage gibt es in Sachen Abwasserbehandlung Chemieunterricht der praktischen Art. Unterwegs mit den Schülern des siebten Jahrgangs.

Wesel (31.05.2022) Guter Unterricht lebt auch von der direkten Anschauung. Das weiß das Konrad-Duden-Gymnasium zu schätzen, denn beispielsweise im Klärwerk im Hafengebiet lässt sich erleben, wie und in welchen Säuberungs-schritten aus Schmutzwasser klares Nass wird. Die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Wesel, dem Betreiber der Kläranlage, ist deshalb gefragt. Der Weg, den das Abwasser nimmt, und die dazu nötigen Verfahrensschritte sind nicht nur interessant, sondern für viele Schüler auch neu. „Oft haben sie Industrieanlagen noch nicht erlebt. Eine Betriebsführung ist wichtig, um den Aufwand kennenzulernen, der für sauberes Wasser betrieben wird“, sagt Chemielehrerin Elke Luce. Auch wenn es manchmal müffelt auf der Anlage. Etwa am breiten Rechen, einer Maschinenanlage, in der das hängenbleibt, was nicht in die weitere Kläranlage geraten soll, und das in großer Menge.
Manche rümpfen da die Nase, aber so etwas ist spannend für Schüler, und Jens Kiel, Abteilungsleiter Abwasser Kläranlagen der Stadtwerke, weiß, die verschiedenen Klärungsschritte kenntnisreich zu erklären. An diesem Tag hat er bereits die zweite Führung durch die Anlage auf seinem „Stundenplan“. Vorher waren schon Grundschulklassen aus der Innenstadt und der Feldmark zu Besuch. Die großen Klärungsbecken, der Faulturm, die Wasserläufe in der Anlage und eben der Riesenrechen erstaunen die Schüler. Wenn nicht Pandemiebedingungen herrschen, werden die Verfahrensabläufe auch in einer Präsentation vorgestellt. Das verhindert Corona noch, aber die informativen Schilderungen vor Ort sind ein guter Ersatz. Ein Einblick ins Arbeitsleben gibt es für die Schüler dazu.
Die Stadtwerke sind deshalb gefragter Kooperationspartner in Wesel. „Die Zusammenarbeit ist sehr gut, nicht nur was sachliche Informationen, sondern auch was die Förderung des Umweltbewusstseins betrifft“, sagt Elke Luce. In der vorhergehenden Woche zum Beispiel haben Achter-Klassen des KDG am Tag des Wassers das Wasserwerk Flüren erlebt. Führung, Vortrag, dann Experimente – so etwas sei ein besonderer Unterricht, so die Chemielehrerin. So soll es auch sein, bestätigt Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Hegmann. „Wir sind als Unternehmen Teil der Stadt und arbeiten gerne mit den Schulen zusammen. Die Erfahrung, was im Klärwerk passiert, ist anschaulicher Unterrichtsinhalt, zu dem wir gerne beitragen“, sagt er.
Anschauung ist auch das Stichwort für Elke Luce. Wie das Trennverfahren funktioniert könne man in der Anlage sehr gut nachvollziehen, den Praxisbezug zu erleben bei Inhalten, die im Lehrplan verlangt werden, sei ein wichtiger Bau-stein. Dazu gehört auch, die Komplexität der Abläufe darzustellen, die Notwendigkeit, Wasser in Zeiten des Klimawandels sinnvoll zu nutzen und überhaupt sorgsam mit Ressourcen umzugehen. Dazu kommt viel vermitteltes Fachwissen. Dafür sorgt zum Beispiel Ute Rieger. Die Laborantin läuft im weißen Kittel die Reinigungsstationen mit, erklärt an verschiedenen Standorten unter anderem jeweils, was hier chemisch passiert. Sie und Jens Kiel nehmen sich Zeit für die Schüler und Schülerinnen. Das passt nicht nur zum Lehrplan der Siebener-Klassen, in dem es um chemische Stoffe und ihre Eigenschaften geht. Das zeigt auch, dass sich die Stadtwerke an ihrem Standort Wesel als Teil des städtischen Lebens verstehen. Auch das gehört zu dieser besonderen, erlebnisreichen Unterrichtseinheit.

INFO Was in die Kläranlage gelangen darf
Jens Kiel erläuterte auch die Folgen, wenn das häusliche Abwasser zur Entsorgung verschiedenster Dinge benutzt wird. Denn das schafft Probleme, die die Klärwerkfachleute beseitigen müssen, und Kosten, für die alle Gebührenzahler aufkommen müssen.
„In die Toilette gehören Fäkalien und Toilettenpapier, sonst nichts“, sagt Jens Kiel. Das gelte auch für Fette.
Vor allem ist es wichtig, dass die Abwasserreinigung kontinuierlich und ungestört läuft. Jeden Tag fließen ca. 13.000 Kubikmeter Abwasser der Kläranlage bei Trockenwetter zu. Aus Abwasser wird am Ende Pressgut in Blöcken aus dem Rechen sowie Klärschlamm, die sich thermisch verwerten lassen sowie gereinigtes Wasser, welches in den Rhein geleitet wird.