Wenn Laub die Kanalabflüsse verstopft.
Die Regenereignisse verstärken sich. Im kühlnassen Herbst hat das erhebliche Auswirkungen, die die Stadtwerke herausfordern.
Das Laub fällt in Massen. Es regnet, nasskalte November-Stimmung macht sich breit. Ulf Heinrich, bei den Stadtwerken Abteilungsleiter Abwassernetze, und seine Stellvertreterin Heidi Hagen richten sich auf Sondereinsätze ein. Aus Erfahrung wissen sie, dass jetzt die Zeit verstopfter Gullys und Straßenabläufe gekommen ist. Und zwar häufiger als noch vor einigen Jahren. „Die Regenereignisse haben sich verändert, sie kommen in kürzeren Abständen und heftiger“, sagen die beiden Diplom-Bauingenieure. Und zwar nachweislich. Besonders betroffen am Niederrhein ist Wesel.
Das heißt: in herbstlichen Zeiten rütteln die Unwetter noch stärker an Bäumen und Blättern, noch öfter als früher rücken die Fahrzeuge der Stadtwerke aus. Sie müssen bei ihren festgelegten Touren und nach der wachsenden Anzahl von Hinweisen der Bürger dem ablaufenden Wasser freie Bahn schaffen. Dabei ist Abhilfe meistens leicht zu schaffen. Unter der sichtbaren Laubschicht, die sich über Gullyroste sowie in Ablaufrinnen gelegt hat und nun gelegentlich für überflutete Gehwege und Straßenstücke sowie nasse Füße sorgt, ist das blanke Nichts. „Man sollte einfach das Laub vom Gullyrost oder aus der Rinne wegharken. Es wirkt meist wie ein Pfropfen, auf dem das Wasser stehen bleibt. Unten drunter ist der Ablauf frei. Ist das Laub weg, fließt es ab“, sagt Ulf Heinrich. Das ist also kein Hexenwerk.
Anders sieht es aus, wenn unachtsame Zeitgenossen Dinge wegwerfen, die zwar in den Gullys
verschwinden, aber dort nicht hineingehören. „Der Gully ist kein Abfalleimer. Wir finden zum Beispiel oft Hundekotbeutel, die die Funktion der Abläufe beeinträchtigen“, sagen die erfahrenen Fachleute.
Doch Fakt bleibt, dass sich die Wassermassen, die vom Himmel regnen, ungewöhnlich erhöht haben. Das besagt der Niederschlagatlas, in dem eine Unmenge an Daten verarbeitet sind und der alle zehn mit neuesten Langzeitergebnissen aufgelegt wird. Zurzeit ist die Ausgabe von 2010 das entscheidende Basiswerk für die Abwassertechniker. Sie weist 20 bis 30 Prozent höhere Regenmengen als im Vergleichszeitraum zuvor aus. Die Stadtwerke und damit die Stadt richten das Weseler Kanalnetz darauf aus. Das kann nicht von „heute auf morgen“ geschehen, sondern ist ein andauernder und sich stetig den neuesten hydraulischen Berechnungsmethoden und den realen Starkregenereignissen angepasster Prozess.
Voraussicht ist ebenfalls angebracht. Wird zum Beispiel ein Sturmtief angekündigt, sind die Spülwagen an den bekannten neuralgischen Stellen unterwegs. Dort wo es viele Bäume gibt wie etwa an der Friedenstraße. Hier müssen die Abläufe frei sein. Oder an den tiefliegenden Unterführungen Hamminkelner Landstraße und Kurt-Kräcker-Straße, wo auch starke Pumpen im Ernstfall helfen. „Das klappt sehr gut“, sagt Ulf Heinrich. Im Notfall können Privatleute auch den Bereitschaftsdienst der
Stadtwerke einschalten. Manchmal aber ist man machtlos, wenn sich etwa das Laub an den Ringstraßen mit ihrem einmaligen Alleecharakter türmt. Oder wenn die immer häufigeren, örtlich stark begrenzten Regengüsse mit Macht auftreten. „Es ist schon vorgekommen, dass Büderich stark betroffen und in Blumenkamp kein Tropfen gefallen war, oder auch umgekehrt“, sagen die Ingenieure. Wappnen kann man sich nicht gegen alles, vorbereiten schon. Bloß kein Laub oder Feststoffe in die
Gullys fegen, ist ein Ratschlag für Anwohner.